Interaktion zwischen Erzieherinnen und Eltern
Interaktion zwischen Erzieherinnen[1] und Eltern
Dokumentarische Videointerpretation von Entwicklungsgesprächen in Berliner Kindertagesstätten
Annika Kallfaß
Kurzbeschreibung
Das Dissertationsvorhaben verortet sich im Schnittfeld der erziehungswissenschaftlichen Professionsforschung, der rekonstruktiven frühpädagogischen Qualitätsforschung und der dokumentarischen Evaluationsforschung. Gegenstand der Untersuchung ist die Interaktion zwischen Erzieherinnen und Eltern in der Kindertagesstätte.
In den Debatten um frühkindliche Bildung zeichnen sich mehrere relevante Akteure ab: neben der (Bildungs-)Politik und dem individuellen Kind spielen insbesondere die Kindertagesstätten und die Elternhäuser der Kinder eine tragende Rolle. Wo die Verantwortung und Zuständigkeiten der einzelnen Akteure für die frühkindlichen Bildungsprozesse liegen und welche Konzeption von frühkindlicher Bildung angemessen ist, ist allerdings strittig.
Das Leitbild der Erziehungs- und Bildungspartnerschaft zwischen Erzieherinnen und Eltern hat sich zwar weitgehend durchgesetzt, ist bisher jedoch nicht hinreichend theoretisch und empirisch abgesichert und wirft Fragen hinsichtlich seiner praktischen Umsetzbarkeit auf.
Ziel des Dissertationsvorhabens ist es zu untersuchen, wie sich die Zusammenarbeit zwischen Erzieherinnen und Eltern im (halb-)jährlichen Entwicklungsgespräch in der Kindertagesstätte gestaltet. Es wird untersucht, wie die professionelle Handlungspraxis der Erzieherinnen interaktiv hervorgebracht wird und wie sie ihre Wirkungen entfaltet. In einem zweiten Schritt wird dann der Frage nachgegangen, ob Professionalisierungsprozesse durch eine Rückkoppelung der Analyseergebnisse angestoßen werden können.
Vorgehen / Methoden
Da die Zusammenarbeit zwischen Erzieherinnen und Eltern in der Kindertagesstätte wesentlich durch regelmäßige Kommunikation realisiert wird und Entwicklungsgespräche als eine wichtige Form der Kommunikation zwischen Eltern und frühpädagogischen Fachkräften gelten, werden diese auf Video aufgezeichnet und mit dem Verfahren der Dokumentarischen Videointerpretation analysiert.
Davon ausgehend, dass die Entwicklungsgespräche stärker von den Erzieherinnen strukturiert und ausgestaltet werden und die Eltern ggf. weniger Möglichkeiten haben, ihre Relevanzen im Gespräch offenzulegen, werden zur Rekonstruktion der Orientierungen der Eltern zusätzlich offene Interviews geführt und analysiert. Für soziogenetische Überlegungen werden zudem standardisierte Hintergrundfragebögen eingesetzt, um soziodemographische Daten zu Eltern und Erzieherinnen zu erheben.
Nach der Interpretation werden die Ergebnisse immer jeweils den Erzieherinnen einer Einrichtung in responsiven Evaluationsgesprächen präsentiert und diese Gespräche wiederum dokumentarisch ausgewertet.
[1] Da an der geplanten Untersuchung nur weibliche frühpädagogische Fachkräfte mit einer abgeschlossenen Ausbildung als staatlich anerkannte Erzieherin teilnehmen, wird in diesem Zusammenhang die weibliche Personen- und die Berufsbezeichnung Erzieherin verwendet. Diese Gruppe stellt mit 67 % den Kern des Personals in Kindertagesstätten dar.