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Körper und Recht

Ludger Schwarte, Christoph Wulf (Hrsg.): Körper und Recht. München 2003

Die Reziprozität von Körperkonzepten und Rechtsbegriffen ist in den Untersuchungen der vergangenen Jahre sowohl in den Kultur- als auch in den Rechtswissenschaften weitgehend unbeachtet geblieben. In den gegenwärtigen "lebenswissenschaftlichen" Körperbildungsprozessen spielt das Recht jedoch eine zentrale Rolle. Einerseits versucht es, diese Prozesse zu steuern, andererseits wird es, vor allem in seinen noch nicht kodifizierten Formen, selbst performativ und hat in seinen Verkörperungen Auswirkungen auf fast alle gesellschaftliche Bereiche.

 

Der vorliegende Band gibt einen Anstoß dazu, sich der wechselseitigen Verschränkungen von Körper und Recht bewußt zu werden. Einerseits stellen die Autoren die zentrale Bedeutung des Körpers für den Bereich des Rechts heraus, andererseits wird der Einfluß von Rechtsbegriffen auf Körperbilder deutlich. Daraus ergeben sich Fragen nach der Würde und Natur des Körpers, nach dem Körper als Träger von Rechten, nach dem Körper des Rechts, nach dem Unrecht und "Unkörper", sowie nach dem Verhältnis von Recht und Anthropologie.

 

Inhalt

 

Einleitung

 

I. Körper-Inszenierung und Repräsentation des Rechts

 

Christoph Wulf: Ritual und Recht. Performatives Handeln und mimetisches Wissen

 

Leopold Pospisil: Das Haus der Dunkelheit ist schlimmer als der Tod: Anthropologie, Methodologie und die Universalität des Rechts

 

Stephen Todd: Recht, Theater, Rhetorik und Demokratie im klassischen Athen

 

Ludger Schwarte: Die Inszenierung von Recht. Der unbekannte Körper in der demokratischen Entscheidung

 

Wolfgang Schild: Recht und Körperlichkeit

 

Costas Douzinas: Die Legalität des Bildes

 

Gunter Gebauer: Die Regeln und die List. Die Inszenierung von Regelverstößen und Regeln im Sport

 

II. Biotechnologie und Rechte des Körpers

 

Sylviane Agacinski: Der geschlechtliche Widerstreit

 

Stephan Rixen: Die reprogenetische Diffusion des Körpers: Diffusion der Menschenrechte?

 

Gerald Hartung: Menschenwürde und Lebensschutz. Zur Annäherung von philosophischer Anthropologie und Rechtsdogmatik

 

Tom Regan: Der Tag mag kommen: Rechte für Tiere

 

Siegrid Graumann: Eltern, Labore, Parlamente und Embryonen: Wo werden Rechtsansprüche geltend gemacht?

 

Beate Herrmann: Self-Ownership? Über die Verfügungsrechte am eigenen  Körper

 

Ulrich Steinvorth: Zur Legitimität des Klonens

 

III. Körper und Souveränität

 

Wilhelm Schmidt-Biggemann: Nach dem Optimismus: Joseph de Maistres Straftheorie

 

Alan Hyde: Körper Konstruktionen im Recht der Vereinigten Staaten: Ihre Grammatik und politische Bedeutungen

 

Maren Hoffmeister: Lustmord. Widerständige Körper im Deutungssystem der Justiz

 

Heike Baranzke: Von der Unantastbarkeit der Menschenwürde. Zum Verhältnis von Körper und Person am Leitfaden der Kantischen Zweck-Mittel-Formel

 

Robeno Nigro: Immanenz und Produktivität der Normen

 

Jörn Ahrens: Der Tod als Rechtsnorm? Zum Konflikt um die Sterbehilfe

 

Jacques Poulain: Die Dekonstruktion des juristischen Körpers. Die Aporien der Souveränität des Rechts