Kollektive Emotionen als Herausforderung pluraler Gesellschaften
Prof. Dr. Christian von Scheve, Freie Universität Berlin, Institut für Soziologie und Sonderforschungsbereich „Affective Societies" [12:10]
Kulturelle Diversität ist nicht erst seit den aktuellen Flüchtlingsbewegungen ein wesentliches Merkmal der deutschen Gesellschaft. Die Herausforderungen, die aus unterschiedlichen Vorstellungen vom „guten Leben“ in sozialen und kulturellen Gruppen resultieren, werden üblicherweise unter den Vorzeichen von Integration, Toleranz und Respekt diskutiert. Prof. von Scheve erläutert, dass diese Herausforderungen nur dann gemeistert werden können, wenn Emotionen und Affekte als Essenzen des sozialen Miteinanders anerkannt werden. Soziale Prozesse sind untrennbar mit vielfach antagonistischen Gefühlslagen von Personen und Gruppen verbunden. So sind es häufig dieselben Gefühle – bspw. Angst, Wut oder Hass –, die einerseits Zusammenhalt und Solidarität, andererseits Ausgrenzung und Isolation stiften.