Vortrag und Tisch 6: Konsumpraktiken und Wertschöpfung in der Gesellschaft von morgen? – Obsoleszenz als neuralgischer Punkt nachhaltiger Lebensformen
Gastgeber: Nikolas Hubel und Florian Hofmann
von Diego Dametto
Viele Produkte des 21. Jahrhunderts verursachen sowohl bei der Produktion als auch bei der Entsorgung signifikante sozial-ökologische Probleme. Neben geschlossenen Stoffkreisläufen, der Verbesserung von Produktionsbedingungen und nachhaltigem Design wird vor allem auch eine Verlängerung der Nutzungsdauer von Elektronikgeräten als wichtiger Hebel zur Steigerung der Ressourcenproduktivität und -effizienz diskutiert. Jedoch zeichnet sich ab, dass bei steigender Anzahl von Produkten in Haushalten die Nutzungs- und die Lebensdauer trotz permanentem technologischen Fortschritts konstant bleiben oder sogar kürzer werden.
Im öffentlichen Diskurs wird als Begründung für die kurzen Nutzungsdauer oft der Begriff „Obsoleszenz“ genannt. Vermutet wird dabei, dass ein Produkt, verglichen mit einem technisch möglichen Idealzustand, frühzeitig veraltet und nicht mehr gebrauchsfähig ist oder als nicht mehr funktional und brauchbar betrachtet wird. Ob hierfür als Gründe der globalisierte und fragmentierte Produktionsprozess, Technologiewechsel, der Innovationsdruck auf dem Elektronikmarkt oder sich immer schneller wandelnde Konsumtrends und Moden in Frage kommen und welchen Anteil verschiedene gesellschaftliche Akteure und ihre Praktiken an die kürzer werdende Nutzungsdauer haben, ist bisher noch wenig erforscht.
Die BMBF-Nachwuchsgruppe „Obsoleszenz als Herausforderung für Nachhaltigkeit“ untersucht seit Juni 2016 diese zentralen Fragestellungen. Dabei ist das Ziel, die Gründe für obsolet werdende Elektronikprodukte und verkürzte Nutzungsdauer zu erforschen und Strategien für einen nachhaltigeren Produktkonsum auf technischer, sozialer, gesellschaftspolitischer und ökonomischer Ebene zu entwickeln und zu bewerten. Nikolas Hubel und Florian Hoffmann boten mit ihrem Vortrag einen interessanten Einblick in das Forschungsdesign des Projekts und erläuterten zentrale Prämissen, Basiskonzepte sowie Fragestellungen.
Am Tisch wurde das Thema den Teilnehmerinnen und Teilnehmern spielerisch näher gebracht, auch mit dem Ziel, sich kritisch mit Obsoleszenz auseinanderzusetzen. Verschiedene Produkte waren auf Kärtchen an einer Pinnwand angebracht und jeder durfte ein Objekt wählen. Die Aufgabe war es nun zum ausgewählten Produkt kritisch folgende Fragen zu bedenken und gemeinsam mit Experten und anderen Teilnehmern zu diskutieren:
- Warum hat das Objekt eine kurze Lebensdauer und warum kann sie nicht verlängert werden?
- Welche Lösungsansätze wären denkbar? Sollte die Lebensdauer des Objekts verlängert werden oder könnte z. B. der Circular-Economy-Ansatz Abhilfe schaffen?
- Auf welche Weise, an welcher „Stelle“ könnte eine Transformation angestoßen und gefördert werden? Was könnten/müssten erste Schritte zur nachhaltigeren Gestaltung eines Produkt-Lebenszyklus sein?
Informationen zum Projekt Obsoleszenz als Herausforderung für Nachhaltigkeit