Die Lern- und Forschungswerkstatt für Literarische Bildung
Die Lern- und Forschungswerkstatt für Literarische Bildung versteht sich als ein Raum für Erfahrungen im Umgang mit Literatur. Seminare und offene Werkstattzeiten ermöglichen die Rezeption und Analyse ausgewählter Kinderliteratur und -medien sowie die theoretische, praktische und kreative Auseinandersetzung mit didaktischen Ansätzen zum Umgang mit Literatur in der Grundschule. Neben Regalfächern, die Kinderliteratur und -medien zugänglich machen, eröffnen von Studierenden gestaltete Didaktische Fächer Zugänge zum didaktischen Potenzial literarischer Gegenstände, indem sie ein literarisches Werk ästhetisch ansprechend präsentieren, zur Auseinandersetzung mit dem Buch oder Medium anregen oder Einblicke in Arbeiten von Kindern im Grundschulalter dazu geben. Die Forschung mit Kindern wie auch die Reflexion der didaktischen und räumlichen Gestaltung von Lernarrangements bildet einen wesentlichen Schwerpunkt der Werkstattseminare.
Die Lern- und Forschungswerkstatt für Literarische Bildung ist eine deutschdidaktisch ausgerichtete Werkstatt, die in literatur- und schreibdidaktischer Perspektive einen diversitätssensiblen Umgang mit und durch Kinderliteratur und ‑medien befördern möchte. Vier Schwerpunkte kennzeichnen aktuell das deutschdidaktische Profil:
(1) Elementare Schriftkultur: In der Werkstatt werden Lernumgebungen entwickelt, die Kindern literarische Zugänge zu Elementarer Schriftkultur eröffnen, die ermöglichen, Schrift im sozialen Kontext als persönlich bedeutsam zu erfahren (Dehn u.a. 1996; Schüler 2021). Die Werkstatt lädt dazu ein, zentrale Zugänge von Kindern zu narrativen Welten durch Vorlesen, Erzählen und (diktierendem) Schreiben zu erkunden und dabei das Potenzial literarischer Kontexte für den Schriftspracherwerb und für literarisches Lernen in den Blick zu nehmen.
(2) Mehrsprachigkeitssensibler Deutschunterricht: Die Werkstatt ermöglicht die Entwicklung, Erprobung und Reflexion von Unterrichtsideen und didaktischen Konzepten, die sprachliches und literarisches Lernen mit Bilderbüchern initiieren. Etliche im Raum zugängliche Bücher und Medien eröffnen eine Begegnung mit unterschiedlichen Sprachen, Schriften und Kulturen.
(3) Schreiben zu Literatur: In der Werkstatt wird thematisiert, erprobt und erforscht, wie Prozesse literarischen, sprachlichen und kulturellen Lernens durch das Schreiben zu Literatur angeregt werden können (Dehn et al. 2011; Schüler 2019; Herrmann 2023).
(4) Symmedialer Literaturunterricht: Die Werkstatt ermöglicht die Auseinandersetzung mit einer breiten Vielfalt kinder- und jugendliterarischer Medienangebote. Durch die explorative Beschäftigung mit verschiedenen Formaten wie Medienverbünden, Filmen, Serien, Computerspielen und Apps werden vielfältige Rezeptions- und Produktionsmöglichkeiten für den Deutschunterricht der Grundschule erkundet (Demi 2021).
Zwei weitere Schwerpunkte befinden sich im Aufbau:
(5) Antisemitismus und Holocaust Education: In der Werkstatt entsteht eine Sammlung von grundschulspezifischen (auch digital zugänglichen) literarischen Medien und Materialien, die Studierenden des Grundschullehramts eine mehrperspektivische und (selbst-)kritische Auseinandersetzung mit den Themenbereichen Antisemitismus und Holocaust Education sowie die anschließende eigenständige Herausarbeitung von didaktischen Konzepten für den Deutschunterricht in der Grundschule ermöglichen.
(6) Fundus an Szenen, Vignetten und Texten von Kindern: In der Werkstatt werdend fortlaufend Szenen aus der Schule und der Werkstatt, phänomenologische Vignetten und Texte von Kindern im Grundschulalter gesammelt und für die didaktische Reflexion im Rahmen forschenden Lernens zur Verfügung gestellt.
Einen Beitrag zur Lern- und Forschungswerkstatt finden Sie hier: Schüler, L.; Herrmann, F. & Demi, A-L. (2025). Lern- und Forschungswerkstatt für Literarische Bildung der Freien Universität Berlin. In: U. Stadler-Altmann, F. Herrmann, K. Pascal, A. Schulte-Buskase, T. Wittenberg (Hrsg.), Atlas der Lernwerkstätten an Hochschulen, Schulen und anderen Bildungsinstitutionen. Ein (un-)vollständiges Kompendium (S. 136-150). Würzburg: Klinkhardt.
Literatur:
- Dehn, M.; Hüttis-Graff, P. & Kruse, N. (1996). Elementare Schriftkultur. Schwierige Lernentwicklung und Unterrichtskonzept. Weinheim, Basel: Beltz.
- Dehn, M.; Merklinger, D. & Schüler, L. (2011). Texte und Kontexte. Schreiben als kulturelle Tätigkeit in der Grundschule. Seelze: Klett/Kallmeyer.
- Demi, A-L. (2021). Symmediale Möglichkeiten im Resonanzraum Literaturunterricht – Potenziale aus inklusiver Perspektive. In MiDU – Medien Im Deutschunterricht, 3 (1), 1–23. https://doi.org/10.18716/OJS/MIDU/2021.1.3
- Herrmann, F. (2023). Schöpferische Erfahrungen von Grundschulkindern und Studierenden beim Schreiben. Eine phänomenologische Studie. Bad Heilbrunn: Klinkhardt. https://doi.org/10.25656/01:27133
- Schüler, L. (2019). Narrative Muster im Kontext von Wort und Bild. Eine empirische Studie zum schriftlichen Erzählen in der Grundschule. Berlin: J. B. Metzler. https://doi.org/10.1007/978-3-476-04917-9
- Schüler, L. (2021). Elementare Schriftkultur. In L. Schüler (Hrsg.), Elementare Schriftkultur in heterogenen Lernkontexten. Zugänge zu Schrift und Schriftlichkeit (S. 7–26). Hannover: Klett/Kallmeyer.