Wie Partner_innen einander bewegen – partnerschaftliche Effekte auf die körperliche Aktivität
30.10.2015
„Bewegung ist gesund, Bewegung ist wichtig.“ Das wissen wir alle. Doch nach einem langen Tag kann man sich Schöneres vorstellen als zum Sport zu hetzen – beispielsweise einen gemütlichen Abend mit seinem_r Partner_in auf der Couch zu verbringen! Kein Wunder, dass Beziehungen per se nicht dazu verleiten sich mehr zu bewegen. Doch Partnerschaften bergen auch ein besonderes Potential. Denn in Partnerschaften steht das eigene Verhalten nicht nur unter dem eigenen sondern ebenfalls unter dem Einfluss des_r Partners_in. Könnten also unterstützende oder kontrollierende Worte und Taten (z.B. Lob oder Vorwürfe) des_r Partners_in helfen, sich im Alltag mehr zu bewegen? Und würde die Tatsache, dass sich der_die Partner_in zutraut, sich aufraffen zu können, uns schon zu mehr Bewegung verleiten? Mögliche Antworten auf diese Fragen wollten die Autorinnen des Posters „Wie Partner einander bewegen – partnerschaftliche Effekte auf die körperliche Aktivität“ finden. Das Poster wurde auf dem, 12. Kongress der Fachgruppe Gesundheitspsychologie DGPs in Graz, Österreich, veröffentlicht.
WIE WIR UNSERE STUDIE DURCHGEFÜHRT HABEN
Im Rahmen des Forschungsprojekts „Bewegter Alltag“ kamen 346 heterosexuelle Paare an die Freie Universität Berlin. Sie gaben innerhalb eines Fragebogens an, wie sehr sie sich zutrauen, sich im Alltag mehr zu bewegen und wie sehr sie dabei den_die Partner_in in den letzten sieben Tagen unterstützt sowie kontrolliert haben. Die darauffolgenden sieben Tage trugen alle Personen ein Bewegungsmessgerät um die Hüfte, welches objektiv erhob, wie viel sich die Personen in ihrem Alltag bewegten. Schließlich schauten wir uns in den Datenanalysen an, ob mehr Zutrauen in die eigene Fähigkeit körperlich aktiver sein zu können, sowie Unterstützungs- und Kontrollversuche der Partner_innen mit mehr alltäglicher Bewegung im Zusammenhang stand.
WIE PARTNER EINANDER BEWEGEN UND BREMSEN
Es zeigte sich, dass Partnerinnen bedeutsamen Einfluss auf die körperliche Aktivität ihrer Partner nahmen – im Guten wie im Schlechten: Von den Partnerinnen viel unterstützte Partner waren in der darauffolgenden Woche bedeutend körperlich aktiver. Aber Vorsicht! Je mehr Partnerinnen hingegen kontrollierten, desto weniger waren deren Partner körperlich aktiv.
Im Gegensatz dazu stand die körperliche Aktivität der Partnerinnen in keiner Weise mit dem unterstützenden oder kontrollierenden Verhalten der Partner im Zusammenhang.
Zudem konnten Hinweise gefunden werden, dass für die eigene körperliche Aktivität beider Geschlechter relevant sein könnte, inwiefern sich der_die jeweilige Partner_in zutraut sich dauerhaft mehr bewegen zu können.
FÜR DIE PRAXIS: DER GUTE WILLE ZÄHLT NICHT IMMER
Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass insbesondere Partnerinnen ihre Partner mit unterstützenden Worten tatsächlich zu mehr Bewegung im Alltag verhelfen könnten. Dabei sollte man sich darüber im Klaren sein, dass nicht alles was man zu seinem Partner sagt auch so verstanden wird wie man es meint. So könnten unterstützend gemeinte Worte gar nicht als solche wahrgenommen oder sogar als negativ kontrollierend aufgefasst werden. Oft herrscht ein schmaler Grat zwischen Unterstützung und Kontrolle. Partnerinnen sollten bewusst kontrollierendes Verhalten, wie Vorwürfe machen oder Drängen, bezüglich alltäglicher Bewegung unterlassen. Besser ist es, zu loben und zu ermutigen
FÜR DIE FORSCHUNG
Partnerinnen wurden in dieser Studie nicht von ihren Partnern beeinflusst. Ein Grund dafür könnte sein, dass eher andere Personen des sozialen Netzwerks der Partnerinnen (z.B. Tochter oder Freundin) bedeutsamen Einfluss nehmen. Zukünftig wäre es empfehlenswert auch den Einfluss anderer Personen zu untersuchen.
Hier geht es zum Poster!