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Zur Wissenschaftlichkeit von Psychotherapie

Eine Untersuchung der "Verfahrensregeln zur wissenschaftlichen Anerkennung von psychotherapeutischen Verfahren und Methoden"

  • Förderer: Eigenmittel und FB-Mittel
  • Laufzeit: September 2008 bis September 2011
  • Projektrealisation: Dipl.-Psych. Melanie Ratzek
  • Diplomandin: Cand.-Psych. Luisa Hauenschild
  • Betreuung: Prof. Dieter Kleiber, Prof. Anna Auckenthaler

Ausgangslage

Essentieller Bestandteil der berufsrechtlichen Anerkennung psychologisch-psychotherapeutischer Tätigkeit ist die wissenschaftliche Anerkennung psychotherapeutischer Interventionen. Die wissenschaftliche Anerkennung konzentriert sich zum einen auf die theoretische Fundierung eines/r Psychotherapieverfahrens/methode (bspw. Vorhandensein einer Persönlichkeits-, Störungs-, und Veränderungstheorie); zum anderen fokussiert sie auf die empirische Evidenz der Verfahren – das bedeutet, sie überprüft ein Verfahren auf seine empirisch nachgewiesene Wirksamkeit im Sinne der Heilung oder Genesung psychischer Störungen. Zur Vorgehensweise der Überprüfung der empirischen Evidenz hat der "Wissenschaftliche Beirat Psychotherapie" – einberufen für die Tätigkeit der berufsrechtlichen Anerkennung psychotherapeutischer Interventionen – im Jahre 2007 ein Verfahrenspapier veröffentlicht (Methodenpapier, Version 2.6; revidiert im Jahr 2009 und 2010: Versionen 2.7 / 2.8). Diesem Papier ist ein ausführlicher Kriterienkatalog zu entnehmen, mittels dessen auf der Ebene von Wirksamkeitsstudien (als Indikatoren der empirischen Evidenz) Bewertungen vorzunehmen sind, die sich auf die methodische Qualität und Validität der Studien richten.

Das Projekt nimmt seinen Ausgangspunkt bei den genannten Bewertungskriterien und betrachtet die damit formulierten Regeln zur wissenschaftlichen Anerkennung von Verfahren als ein neu konzipiertes diagnostisches Instrument, das sich nun in seiner Anwendung zu bewähren hat (vgl. Leichsenring, 2008). Ziel der Arbeit ist es, den in Form der Verfahrensregeln etablierten Standard für die Bewertung der Aussagekraft der jeweiligen Studienergebnisse auf seine Gegenstandsadäquatheit hin zu untersuchen. Es wird damit der Frage nachgegangen, ob es durch Anwendung der Bewertungskriterien zu möglicherweise systematischen, validitätsbezogenen Negativbewertungen von bestimmten Studien kommt – bspw. innerhalb bestimmter Indikationsbereiche oder aber innerhalb bestimmter Verfahren/Methoden.

Durchführung

Mittels einer umfassenden Studienrecherche werden für den Zeitraum von 1999 bis 2009 alle verfügbaren Wirksamkeitsstudien zum Verfahren der Psychodynamischen Therapie (Indikationsbereiche: Affektive Störungen und gemischte Störungsbilder) zusammengestellt, die sodann mit Hilfe der Kriterien der Verfahrensregeln hinsichtlich ihrer methodischen Qualität und Validität begutachtet werden. Die Verteilungen der Studien über die Dimensionen "allgemeine methodischen Qualität" sowie "interne und externe Validität" bilden die Basis einer feinanalytischen Auswertung, die darin bestehen wird, auffällige indikations- oder therapieformspezifische Häufigkeitsverteilungen auf Ebene der Kriterien genau zu untersuchen. Gefragt werden soll: Auf welche Kriterien gehen systematische Negativbewertungen innerhalb bestimmter Störungsbereiche bzw. Therapieformen (Langzeit- vs. Kurzzeittherapie) überwiegend zurück und zeichnen sich damit möglicherweise als dem Gegenstand nicht oder nur wenig angemessene Prüfsteine der wissenschaftlichen Begutachtung aus? Den Maßstab dieser Bewertung einzelner Kriterien(-bündel) hinsichtlich ihrer Gegenstandsadäquatheit bilden empirisch fundierte Erkenntnisse aus der klinischen Evaluations- sowie Psychotherapieforschung.

Das Forschungsvorhaben wird demzufolge einen Beitrag zur Untersuchung diagnostischer Gütekriterien des Methodenpapiers leisten sowie Hinweise darüber liefern, welche Kriterien inwieweit einer Modifizierung bedürfen, um eine wissenschaftliche Begutachtungspraxis zu garantieren.

Weitere Informationen

Bei Fragen, Anregungen, Wünschen oder Kommentaren schicken Sie bitte eine E-Mail an Dipl. Psych. Melanie Ratzek.