Forschungsschwerpunkte
Das Charakteristische an der Forschung unseres Arbeitsbereichs besteht in einer Verknüpfung von Grundlagen- und Anwendungsforschung. Fragen der Schul- und Unterrichtsforschung untersuchen wir unter Rückgriff auf Theorien und Methoden, die aus der Pädagogischen Psychologie, der Sozial- und Entwicklungspsychologie stammen.
Forschungsmethodisch dominieren in unseren Studien experimentelle Designs, die durch korrelative und Evaluationsstudien ergänzt werden. Dabei arbeiten wir nicht nur mit Selbstauskünften, die über Fragebogeninstrumente erhoben werden können, sondern auch mit non-reaktiven Maßen, welche computergestützt implizite, automatische, nicht bewusste Assoziationen erfassen.
Zentrale Fragestellungen beziehen sich auf motivationale, identitätsbezogene und einstellungsbezogene Prädiktoren schulischen Lernens sowie auf die Erreichung von Chancengerechtigkeit innerhalb des Bildungssystems, vor allem in Hinblick auf das Verständnis von geschlechts- und herkunftsbezogener Disparitäten. In diesem Kontext entwickelten wir das für unsere Arbeit grundlegende Modell des Interests as Identity Regulation Model (IIRM) (Kessels & Hannover, 2004; 2006; Kessels, Heyder, Latsch & Hannover, 2014), das abbildet, wie die schulische Interessens- und Leistungsentwicklung von Jugendlichen mit ihrer Identitätsentwicklung interagiert.
In unserer Forschung erforschen wir auch die Entwicklung und Bedeutsamkeit der eigenen Identität als Angehöriger einer bestimmen sozialen Gruppe jenseits schulischer Kontexte. So untersuchen wir im Rahmen eines internationalen Netzwerkes, welche psychologischen Prozesse dazu führen, dass Menschen eine von der größeren Gesellschaft stark abgegrenzte Mikro-Identität entwickeln und welche Rolle dabei der Nutzung digitaler Medien zukommt. Auch das Weltall lassen wir nicht außen vor: Inwiefern sich die menschliche Identität in der Abgrenzung von Anderen entwickelt und verändert, kann bei der höchst aktuellen Frage der möglichen Entdeckung von außerirdischem Leben noch einmal ganz neu gestellt werden.
Nachfolgend sind einige der Forschungsschwerpunkte etwas detaillierter beschrieben:
Mikro-Identitäten, Digitalisierung und Radikalisierung: Übergang von der Netzwerk-Gesellschaft zur Patchwork-Gesellschaft?
Im Rahmen der Förderlinie CHANSE (Transformationen: Soziale Dynamiken und kulturelle Dynamiken im digitalen Zeitalter) wird unser Projektverbund DigiPatch („Moving from networked to patchworked society: Motivational underpinnings and societal consequences“) für die Dauer von drei Jahren gefördert. In diesem Projektverbund untersuchen wir in mehreren europäischen Ländern die Wechselwirkung zwischen der mangelnden Erfüllung psychologischer Bedürfnisse und der Nutzung digitaler Medien auf die mögliche Entwicklung von stark von der Mehrheitsgesellschaft abgegrenzten „Mikro-Identitäten“ sowie den gesellschaftlichen Konsequenzen dieser (radikalisierten) Mikro-Identitäten.
Projektleitung: Małgorzata Kossowska (Jagiellonian University, Poland)
PIs: Ursula Kessels (FU Berlin), Jesper J. Strömbäck (University of Gothenburg), Ana Guinote (University College London), Manuel Moyano (Universidad de Córdoba).
Das Projekt wird gefördert von: European Union’s Horizon 2020 research and innovation programme under grant agreement No 101004509.
Weitere Informationen:
Exploring Otherness on Earth and beyond: Integrating perspectives from natural sciences, social sciences, and humanities
Der Einstein-Zirkel zielt auf das Verstehen des „Anderen“ aus naturwissenschaftlicher, sozial- und geisteswissenschaftlicher Perspektive. Ziel ist es in einem multidisziplinären Ansatz diese unterschiedlichen Perspektiven auf das Andere zu integrieren.
Projektleitung: Steffi Pohl & Lena Noack
Mitglieder des Zirkels: Mickaël Baqué, Ursula Kessels, Ulrike Klinger, Miriam Kyselo, Lena Noack, Steffi Pohl, Frank Postberg, Dirk Schulze-Makuch, Susanne Veit, Michael Waltemathe, Kai Wünnemann
Förderung: Einstein Stiftung (EZK-2021-650)
Dauer: 2022-2025
Weitere Informationen:
https://exoeinstein.userpage.fu-berlin.de/
https://www.einsteinfoundation.de/fellows-projekte/einstein-zirkel/
Positiver Feedback-Bias
Zahlreiche Studien haben eine negative Verzerrung bei der Einschätzung und Beurteilung von Angehörigen ethnischer Minderheiten in den USA gezeigt. Für Deutschland zeigen neuere Studien ... mehr
Shifting Standards bei der Bewertung negativ stereotypisierter Gruppen
„Für ein Mädchen nicht schlecht…“? In experimentellen Studien haben wir zeigen können, dass negative Stereotype über die mathematischen Fähigkeiten von Mädchen oder die Lesekompetenzen von türkischstämmigen Schülern je nach Kontextmerkmalen der Situation entweder offensichtlich werden oder aber „maskiert“ sind. …mehr
Mädchen und MINT-Fächer
Ein inhaltlicher Schwerpunkt unserer Arbeit ist die Untersuchung des Image of Science sowie der besonderen Implikationen, die sich hieraus für das Engagement von Mädchen und Frauen im MINT – Bereich ergeben. …mehr
Jungen als „Bildungsverlierer“?
In mehreren Studien untersuchen wir, ob und inwiefern Stereotypen über Schule und Lernen insgesamt eine vergleichsweise schlechtere Passung zum Selbstbild von Jungen bzw. zu Vorstellungen von Männlichkeit aufweisen. Hier gingen wir im Rahmen des von der DFG geförderten Forschungsprojektes „Sind Jungen die neuen Bildungsverlierer?“ …mehr
Schulisches Burnout
Haben die im Schnitt besseren Schulnoten der Mädchen auch „Nebenwirkungen“ für diese? Wir untersuchten, ob Mädchen mehr schulbezogenes Burnout berichten als Jungen und was die Gründe hierfür sind. …mehr
Einstellungen zu und Umgang mit Inklusion
Einen Schwerpunkt unserer Arbeiten im Kontext von schulischer Heterogenität bildet auch das Thema Einstellungen und Umgang mit Inklusion. Hierzu haben wir eine Studie zu impliziten Einstellungen von Lehramtsstudierenden zur Inklusion durchgeführt …mehr
Sprache und Geschlecht
Unterscheidet sich der qualitative Wortschatz von Jungen und Mädchen im Grundschulalter? …mehr