Aus dem Bereich Lehrqualifizierung: Vom Zertifikatprogramm in die Lehrpraxis - wie Lehrprojekte von SUPPORT begleitet werden (Sarah G. Hoffmann und Gesine Heinrich)
Sarah G. Hoffmann und Gesine Heinrich
17.11.2016
Kern des Zertifikatprogramms SUPPORT für die Lehre ist die aktive anwendungsorientierte Auseinandersetzung mit der eigenen Lehrkompetenz. Aber finden die gewonnenen Erkenntnisse aus den Grundlagen- und Aufbaumodulen tatsächlich Eingang in den Lehralltag? Führen sie zu neuen Ideen und Konzepten für das Lehren und Lernen an der Freien Universität Berlin? Im Rahmen des Zertifikatprogramms haben inzwischen fast 80 Lehrende ein innovatives Lehrprojekt abgeschlossen und dokumentiert.
Gegen Ende ihrer hochschuldidaktischen Weiterbildung entwickeln Teilnehmende des Zertifikatprogramms im Rahmen eines Lehrprojektes eine ihrer Lehrveranstaltungen weiter. Bei der Projektplanung, Durchführung und Evaluation ihres Vorhabens werden sie von Kolleg/innen und eines/r hochschuldidaktischen Expert/in begleitet. Wie verläuft nun ein solches Lehrprojekt?
Noch vor Semesterbeginn kommen die Lehrenden unter Leitung eines/r hochschuldidaktischen Expert/in mit vier bis fünf Kolleg/innen zusammen, um gemeinsam über ihre Konzeptentwürfe zu beraten. Mit Vorschlägen, Ideen und kritischen Anmerkungen aus dem ersten Treffen im Kopf starten die Lehrenden in das Semester und erproben auf der Grundlage ihres ausgearbeiteten Konzepts die Umsetzung. Ungefähr in der Mitte des Semesters treffen sie sich erneut, tauschen sich zu ihren ersten Erfahrungen aus und diskutieren Fragen, die bei der Realisierung entstanden sind. Darüber hinaus besuchen sie sich – wie im Grundlagenmodul – wechselseitig in ihren Lehrveranstaltungen und gewinnen so Einblick in die Lehrrealität ihrer Kolleg/innen, in andere Fächer, Fachkulturen und Lehrformate. Nach solchen kollegialen Hospitationen ist der Blick auf das Lehrgeschehen aus doppelter Perspektive geschärft: zum einen aus der Perspektive als aktiv Lehrende und zum anderen als kollegial Beobachtende. Dadurch gewinnt bei den Projektbesprechungen das kollegiale Feedback einen besonders realitätsgerechten Bezug. Wenn das Semester beendet und die Lehrveranstaltungen abgeschlossen sind, gibt es ein weiteres Treffen, bei dem die Evaluation und Dokumentation der Projekte im Mittelpunkt stehen.
Das Konzept des Moduls hält eine Herausforderung für die Lehrenden bereit: Die Projekte sollen hochschuldidaktische Grundprinzipien nicht 1:1 in die eigene Lehrpraxis übertragen. Vielmehr sollen sich diese durch ihren innovativen Charakter auszeichnen. Der Innovationsgrad bestimmt sich weniger durch die Originalität des Projekts als durch die Angemessenheit der Idee für die Lehrrealität und -praxis: Passen das Konzept und die gewählten Methoden zu den Inhalten, die zu lehren sind, den Interessen und Lernvoraussetzungen der Studierenden, den Anforderungen und Kontextbedingungen des jeweiligen Fachs und schließlich den räumlichen und zeitlichen Gegebenheiten? Es hat wenig Sinn, einen raffinierten Plan für ein Seminar oder eine Übung zu entwickeln, das dann an der Raumsituation oder dem Wissenstand der Studierenden scheitert. Entscheidend für die Qualität eines Lehrprojekts ist, dass die Studierenden bei ihrem Lernen so gefördert, unterstützt, aber auch herausgefordert werden, dass sie nicht nur in Prüfungen erfolgreich sind, sondern in der Zukunft in der Wissenschaft oder in akademischen Berufsfeldern bestehen können.
Inzwischen haben fast 80 Lehrende ihr Lehrprojekt abgeschlossen und dokumentiert. Es wäre schade, wenn der entstandene Erfahrungsschatz nicht auch anderen Lehrenden zugänglich wäre. Deshalb wird eine Online-Plattform die Möglichkeit bieten, von den Erfahrungen der Kolleg/innen zu profitieren. Die meisten Dokumentationen sind fachspezifisch ausformuliert; dennoch können sie, entsprechend aufbereitet, zum Transfer in andere Fächer und Formate anregen. Lehrende berichten beispielsweise von Möglichkeiten, studentisches Feedback zu Seminararbeiten zu organisieren oder von alternativen Leistungsnachweisen wie beispielsweise die Überarbeitung eines (schlechten) Wikipedia-Artikels durch Bachelor-Studierende. Nicht alle Dokumentationen sind Erfolgsgeschichten, denn jede gute und innovative Lehridee birgt auch ein gewisses Risiko. Deshalb wurde entschieden, dass die Veröffentlichung auf der Online-Plattform nur auf freiwilliger Basis erfolgt. Aktuell arbeiten wir bei SUPPORT an der Komprimierung der Lehrprojektdokumentationen, so dass auf die vielfältigen Beispiele guter Lehrpraxis leicht zugegriffen werden kann. Geplant ist, dass die entstehende Datenbank zunächst den Teilnehmenden von SUPPORT zur Verfügung steht. Beim Fest zu unserem 4-jährigen Bestehen mit dem Motto Vernetzt lehren und lernen mit SUPPORT werden wir einen Einblick in die entstehende Sammlung von Lehrprojekten geben.
Weitere Informationen zur Begleitung des Lehrprojekts finden Sie hier.