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Aus dem Bereich Evaluation: Bachelor - und was dann? Einfluss der sozialen Herkunft beim Übergang vom Bachelor- ins Masterstudium – ausgewählte Ergebnisse der Absolventenstudie der Freien Universität Berlin

Simone Bartsch, Juliane Pfeifer, Rainer Watermann

25.04.2018

Durch die Bologna-Reform ist im deutschen Bildungssystem eine neue Entscheidungsstufe eingeführt worden. Absolvent(inn)en eines Bachelorstudiengangs können sich für ein weiteres (Master)Studium entscheiden und damit ihre Aussichten auf dem Arbeitsmarkt verbessern oder direkt in den Arbeitsmarkt einsteigen. Im vorliegenden Beitrag wird anhand von Daten der Absolvent(inn)enbefragungen 2011 – 2012 – 2013 dargestellt, welche Wege nach einem Bachelorstudium an der Freien Universität Berlin eingeschlagen werden und welchen Einfluss der elterliche Bildungshintergrund auf diese Entscheidung hat.

Die Bologna-Reform hat die deutsche Bildungslandschaft verändert. Neben der Anpassung an internationale Standards hatte die Reform zum Ziel, die Bildungswege bis zum Einstieg in den Arbeitsmarkt zu verkürzen und die sozialen Ungleichheiten zu vermindern.

In vielen Studien konnte gezeigt werden, dass die soziale Herkunft in Deutschland eine große Rolle für den Bildungs- und Berufsweg spielt. Kinder aus Familien, in denen mindestens ein Elternteil über einen Hochschulabschluss verfügt, streben häufiger selber ein Studium und später auch eine Promotion an als Kinder aus eher bildungsfernen Haushalten. Dadurch bleiben soziale Ungleichheiten auch über Generationen hinweg eher bestehen. Durch die Bologna-Reform wurde am Übergang zwischen Bachelor- und Masterstudium eine zusätzliche Entscheidungsstufe auf dem Bildungsweg eingefügt. Während im alten Diplom- und Magistersystem erst nach einer vergleichsweise langen Studiendauer ein Abschluss erreicht war, bietet der Bachelorabschluss die Möglichkeit, nach kürzerer Zeit in den Arbeitsmarkt einzutreten. Die Entscheidung für einen Master ist mit besseren Chancen auf dem Arbeitsmarkt, zugleich aber auch mit Kosten verbunden. Die soziale Herkunft der/des Studierenden kann einerseits durch eine unterschiedliche Ausstattung mit materiellen Ressourcen, andererseits durch sich unterscheidende Erwartungshaltungen und Einschätzungen der eigenen Erfolgswahrscheinlichkeit Einfluss auf die Abwägung von Kosten und Nutzen eines Masterstudiums und damit auf die Entscheidung haben. Hinzu kommt, dass es empirische Befunde gibt, die darauf hindeuten, dass bereits am Beginn des Bachelorstudiums durch die Wahl des Studienfachs und die Wahl der Hochschulart eine Entscheidung für oder gegen das Masterstudium getroffen wird. So entscheiden sich Absolvent(inn)en, die den Bachelor an einer Fachhochschule abschließen, seltener für ein Masterstudium als diejenigen, die an einer Universität studiert haben. Weiterhin gibt es deutliche Unterschiede in den Übergangsquoten in ein Masterstudium zwischen den Fachrichtungen.

Um den Fragen nach dem Verbleib der Bachelorabsolvent(inn)en nach dem Studium und dem Einfluss der elterlichen Bildung auf die Entscheidung für ein Masterstudium für die Freie Universität Berlin nachzugehen, wurden Daten genutzt, die im Rahmen des Projektes KOAB (Kooperationsprojekt Absolventenstudien) erhoben wurden. Dazu werden ca. 1,5 Jahre nach Studienabschluss alle Absolvent(inn)en online zu unterschiedlichen Aspekten des Studiums, aber auch zur Frage, welchen Weg sie nach dem Studium eingeschlagen haben und welche Erfahrungen sie dabei gemacht haben, befragt. Mit einem Gesamtbericht über die Absolventenjahrgänge 2011 – 2012 – 2013 liegen für die Freie Universität detaillierte Informationen zu den weiteren Bildungswegen der Absolvent(inn)en in den unterschiedlichen Abschlussarten vor und es können Fragen nach der Bewertung des Studiums und dessen Verlauf, aber auch zum Verbleib der Absolvent(inn)en nach erfolgreichem Abschluss an der FU beantwortet werden.

In welcher Beschäftigungssituation befinden sich die Bachelorabsolvent(inn)en 1,5 Jahre nach dem Abschluss?

Für die Bachelorabsolvent(inn)en der Freien Universität zeigt sich anhand der eben benannten Daten das folgende Bild: Insgesamt knapp 60% gaben an, sich ca. 1,5 Jahre nach Studienabschluss in einem Aufbaustudium (Masterstudium) zu befinden. Rund ein Viertel der befragten Bachelorabsolvent(inn)en geht zu diesem Zeitpunkt einer regulären abhängigen Beschäftigung nach. In Tabelle 1 sind die Anteile nach den Fächergruppen Sozialwissenschaften (SOWI), Geisteswissenschaften (GEWI) und Naturwissenschaften (NAWI) aufgeteilt. Es wird deutlich, dass die Anteile nach Fächergruppe unterschiedlich hoch ausfielen. Bachelorabsolvent(inn)en aus der Gruppe der Naturwissenschaften nahmen häufiger ein Aufbaustudium (Masterstudium) auf als Bachelorabsolvent(inn)en der beiden anderen Fächergruppen.

Tabelle 1: Beschäftigungssituation 1,5 Jahre nach Abschluss (Jahrgänge 2011, 2012, 2013) (in Prozent)

Grafik Beschäftigungssituation


Spielt der Bildungshintergrund eine Rolle am Übergang in ein Masterstudium?

Unterscheidet man die Absolvent(inn)en danach, ob sie aus einem Elternhaus kommen, in dem mindestens ein Elternteil ein Hochschul-/Universitätsstudium absolviert hat (akademischer Bildungshintergrund) oder beide Eltern nicht studiert haben (nicht-akademischer Bildungshintergrund), zeigen sich zunächst tendenziell Unterschiede: insgesamt 61,7% der Absolvent(inn)en mit akademischen Bildungshintergrund im Vergleich zu 55,7% bei den sogenannten Erstakademiker(inne)n (nicht-akademischer Hintergrund) hatten 1,5 Jahre nach Bachelorabschluss ein Masterstudium aufgenommen. In der Aufteilung nach Fächergruppe wird deutlich, dass dieser Unterschied in den geisteswissenschaftlichen Fächern vergleichsweise am stärksten ausgeprägt ist, wohingegen in den Naturwissenschaften kaum ein Unterschied nach Bildungshintergrund besteht.

Abbildung 1: Anteil der Absolvent(inn)en im Aufbaustudium nach Fächergruppe und Bildungshintergrund (in Prozent)

Demnach scheint es, als habe die zu Beginn des Bachelorstudiums an der Freien Universität Berlin getroffene Entscheidung für ein bestimmtes Fach einen höheren Einfluss auf die Aufnahme eines Masterstudiums (1,5 Jahre nach Abschluss) als die elterliche Bildung. Ein genaueres Bild zu den Einflussfaktoren am Übergang vom Bachelor- zum Masterstudium liefert ein multivariates Modell, in dem neben der Fächergruppe und der elterlichen Bildung weitere Faktoren in die Analyse miteinbezogen wurden. Dabei handelt es sich neben soziodemographischen Merkmalen (Alter, Geschlecht) um objektive Leistungsmerkmale wie die Note der Hochschulzugangsberechtigung, die Abschlussnote des Bachelorstudiums und ob dieses in Regelstudienzeit abgeschlossen wurde, sowie um subjektive leistungsbezogene Merkmale wie die Selbsteinschätzung der erworbenen Kompetenzen im Studium in unterschiedlichen Bereichen (Fachkompetenz, Methodenkompetenz, Sozialkompetenz, Personalkompetenz, Interkulturelle Kompetenz) und Merkmale des Studienverlaufs (Erwerbstätigkeit während des Studiums/ Auslandssemester). Unter Kontrolle dieser Variablen zeigt sich kein signifikanter Unterschied zwischen Bachelorabsolvent(inn)en mit und ohne akademischen Hintergrund in der Wahrscheinlichkeit, dass sie 1,5 Jahre nach ihrem Bachelorabschluss ein Masterstudium aufgenommen haben. Hingegen hatten die Studienabschlussnote und der Abschluss des Studiums in Regelstudienzeit einen positiven Effekt auf die Wahrscheinlichkeit, ein Masterstudium anzuschließen. Darüber hinaus zeigte sich im Modell, dass Naturwissenschaftler(innen) im Vergleich zu den anderen beiden Gruppen eher zu denjenigen gehören, die sich nach 1,5 Jahren im Masterstudium befinden. Das Alter hatte einen negativen Effekt (jüngere Absolvent(inn)en nehmen eher ein Masterstudium auf).

Auf der Grundlage dieser Analysen kann für die Bachelorabsolvent(inn)en der Freien Universität Berlin gesagt werden, dass die soziale Herkunft (erfasst anhand der elterlichen Bildung) beim Übergang in ein Masterstudium weniger eine Rolle spielt und eher die Leistungen, das Studierverhalten und die Wahl des Studienfachs für den Bachelorstudiengang relevante Faktoren darstellen.

Ausführlichere Analysen und Ergebnisse finden Sie im Gesamtbericht 2011-2012-2013, den Sie hier herunterladen können